Lenny Kravitz, Bryan Adams und Wim Wenders: Sie alle beehrten in den vergangenen Jahren die Galerie OstLicht um ihre Fotoprojekte vorzustellen. Aktuell sind die ungewöhnlichen großformatigen Polaroid-Aufnahmen des amerikanischen Malers, Bildhauers und Filmemachers Julian Schnabel in der Fotogalerie von Peter Coeln zu bewundern. Die fotografischen Unikate – bei den meisten handelt es sich um Porträts bekannter Persönlichkeiten, darunter Mickey Rourke, Placido Domingo, Christopher Walken, Lou Reed, die Beastie Boys und Marina Abramović (die Ausstellung „Two Hearts“ der Grande Dame der Performancekunst läuft bis 22. Juni in der Galerie Krinzinger) – zieren noch bis Anfang August die Wände in den Räumlichkeiten der ehemaligen der Anker-Brotfabrik.
Schnabel – selbst ein Star in der Kunstwelt – fertigte im Jahr 2002 sein erstes Polaroid an. Seitdem dokumentierte er unter anderem seine Studios in Montauk auf Long Island und Manhattan in New York fotografisch und bat Freunde und Bekannte quasi spontan vor die Linse. Das Ergebnis ist ein Sammelsurium bekannter Persönlichkeiten, die familiär und zugleich seltsam zeitlich entrückt, in teils facettenreichen Farbtönen und Schattierungen, auf Polaroid gebannt erscheinen.
20×24 ins Bild gerückt
Zu verdanken ist der spezielle Look dem eigentlichen Glanzlicht der Schau – einer seltenen Polaroid 20×24-Inch-Kamera aus den 1970er-Jahren von der laut Auskunft der Galerie nur mehr sechs Stück im Umlauf sind. Wegen der massiven Konstruktion, ihrer langsamen Linse und der Notwendigkeit starker Blitzgeräte ursprünglich nur für Studioaufnahmen konzipiert, findet das Gerät bei Schnabel jedoch vielfältige Anwendung, so unter anderem auch im Außenbereich, wenn der Künstler beispielsweise die Landschaft von Bel Air ablichtet.
„Anomalien, Idiosynkrasien, Lichtflecke und technische Zufälligkeiten prägen den Charakter der Fotografien – ich drücke nur instinktiv auf den Knopf. Mit dieser Kamera ist es wie mit einem guten Pferd, man hält sich einfach an den Zügeln fest und lässt es laufen“, plaudert Schnabel aus der „Werkzeugkiste“. Dass auch der Pinsel – wenn es um die Kunst des Fotografierens geht – darin bei Schnabel seinen Platz findet, zeigt der Künstler anhand von zwei Malwerken, die ebenfalls in der Ausstellung ihren Platz finden. Bei der Serie „Untitled (Crazy People)“ handelt es sich um Polaroidaufnahmen von Fotografien aus den 1920er Jahren, die Schnabel in Frankreich gefunden, auf eine Polyesterleinwand transferiert und mit violetter Tinte bemalt hat. Die Arbeiten zählen zum Eindringlichsten, was die Schau zu bieten hat. Obwohl ein freundlich lächelnder Mickey Rourke auch etwas für sich hat. Im Publikum bei der Eröffnung vertreten war auch Hermann Nitsch, der von Schnabel in die illustre Fotorunde aufgenommen wurde.
Mittlerweile hat sich auch bereits Lenny Kravitz zu den Gästen der Ausstellung gesellt. Er stattete dem OstLicht im Rahmen seines Wien-Konzerts einen Besuch ab und gab an, sich zukünftig einem neuen Fotoprojekt widmen zu wollen. Bis dahin: man darf gespannt sein welche Stars der Galerist und Sammler Coeln in der Zwischenzeit als Fotografen „outet“.
Julian Schnabel
Polaroids
7. Juni bis 4. August 2018
OstLicht. Galerie für Fotografie
Absberggasse 27
1100 Wien
Öffnungszeiten: Mi bis Sa 12.00 bis 18.00 Uhr und nach Vereinbarung
www.ostlicht.at
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